Seeräuberei an den mallorquinischen Küsten und der Verteidigungsturm vom Hotel Es Port
Das Mittelmeer, mare nostrum, war während vieler Jahrtausende wie eine große Autobahn der Kommunikation zwischen den Kulturen, indem das Wasser zahlreiche Menschen, Waren und Ideen transportierte. Die Insel Mallorca hat im Westen dieses Meeres eine außerordentlich wichtige Rolle gespielt, weil sie sowohl aus militärischer als auch aus kommerzieller Sicht ein strategischer Punkt war, was ihr großen Reichtum verschaffte. Aber das Mittelmeer des 16. Jahrhunderts hat nichts mit dem paradiesischen Bild zu tun, was wir heute davon haben. Heutzutage gleiten Segelschiffe, Jachten und Kreuzfahrtschiffe zu unserer Unterhaltung durch das Meer. Einige Jahrhunderte zuvor jedoch waren diese selben Gewässer Schauplatz für zahlreiche Gräueltaten, ausgelöst durch Seeschlachten, oder schlimmer noch durch Seeräuber, die die Küstenorte auf der Suche nach Reichtum und Sklaven plünderten und zerstörten.
In diesem Zusammenhang müssen wir Puerto de Sóller, den wichtigsten Naturhafen des nördlichen Mallorcas, einordnen. Wegen der großen Fülle an Piraten an unseren Küsten, befanden sich die Hauptortschaften landeinwärts, wie z.B. das Dorf Sóller und an den Küsten gab es nur kleine Fischersiedlungen und einige größere „posesiones“ (Landgüter). Diese Fincas entwickelten ein ausgeklügeltes Selbstverteidigungssystem, da sie das erste Ziel der plündernden Horden waren.
Sie hatten einen rechteckigen Grundriss und meistens drei Stockwerke, die durch eine sehr schöne Wendeltreppe miteinander verbunden waren. Die oberen Fenster, wie es auch im Fall des Hotels Es Port ist, zeigen nach außen hin einige der sogenannten „matacans“, Steinkonstruktionen, die dazu dienten kochendes Öl oder Steine auf die Angreifer herunter zu schütten bzw. zu werfen.
Die Umstrukturierung der ehemaligen Finca im Hafen zum Hotel und das Interesse der Eigentümer das Gleichgewicht zwischen Hotel und Kulturgut zu finden und zu erhalten, hat Früchte getragen. Der Turm beherbergt zur Zeit drei Zimmer, wobei das oberste eine beeindruckende Aussicht auf den Hafen bietet. Das Gleichgewicht zwischen Moderne und Geschichte lässt den Besucher sich zwischen zwei Welten fühlen, obwohl er zum Glück beim Blick aus dem Fenster mit keiner türkischen Galeone mehr zu rechnen hat.